REDE 1996

Die Einführungsrede zu den Arbeiten "Lichthäuser" von Monika Leufen anlässlich der Ausstellung 1996 im Kulturforum der Stadtwerke in Krefeld hielt Frau Prof. Dr. Roswitha Hirner am 10.11.1996



Meine Damen und Herren,


Wir befinden uns hier im Foyer der Städtischen Werke Krefeld. In einem von außen und innen gleichermaßen betont sachlich gehaltenen Zweckbau, dessen farbiges Charakteristikum – außen wie innen – Dunkelheit ist. Dass wir hier drinnen dennoch eine gewisse Helligkeit haben, verdanken wir dem künstlichen Licht, für das eben diese Städtischen Werke u. a. zuständig sind.


Wie sinnig, gerade hier Monika Leufens „Lichthäuser“ zu präsentieren! Bilder, die den Betrachter spontan in eine farbenfrohe Gegenwelt eintauchen lassen.


Was ist dies für eine Welt, die uns Frau Leufen hier sichtbar macht, was ist es, das uns sofort gefangen nimmt und die Tristesse eines solchen kargen Nutzbaus vergessen macht?


Ganz sicher ist es zuerst die Welt der Farbe. Eine Farbe, die fast autonom eigene, vielfältige Landschaften aufzeigt. Es sind lebendige Landschaften mit Höhen und Tiefen, mit Gipfel und Schluchten, Farblandschaften, die je länger wir sie betrachten, umso mehr von innen her leuchten. Das ganze Spektrum des gebrochenen Lichts strahlt uns entgegen und dringt durch unsere Augen ein in unser Gemüt. Sie machen froh, diese Farben, die großzügig und zumeist als reine Farben aufgetragen sind, sie künden von einer Welt, die vollkommener und heiler ist als die uns umgebende.


Die Bilder von Monika Leufen, sie entführen aber auch in eine Welt der Zeichen. Und gerade sie sind es, die in ihrer Sparsamkeit und Abstraktion Rätsel aufgeben und dazu verführen, die Bilder zu deuten und ihnen einen Sinn zu geben, in dem wir uns mit Gemüt und Intellekt wieder finden können.


Da erinnern lineare, wie Kinderzeichnungen anmutende farbige Winkel an simple Hausgebilde mit Giebeldächern, und ebenso einfache anthropomorphe Figuren und Figürchen schweben in diese Häuser hinein oder um sie herum. Auch die Häuser „stehen“ nicht im realistischen Sinn. Auch sie scheinen zu schweben und können gar statt nebeneinander übereinander gestaffelt sein und so fast eine Leiter bilden in den Himmel hinein.


Am Himmel finden wir unsere natürliche Lichtquelle, die Sonne, den Mond, manchmal den Regenbogen – sie sind ebenfalls in Monika Leufens Zeichenrepertoire mit aufgenommen. Alle linearen Gebilde lassen die Licht durchfluteten Landschaften durchscheinen, sie sind transparent und schwerelos und erinnern an mittelalterliche christliche Darstellungen, in denen das Jenseits als diaphaner Allraum gedeutet war, in dem die Seelen der Menschen in das göttliche Licht aufgenommen wurden.


Ich kenne Monika Leufen schon seit vielen Jahren, habe mit ihr oft über ihre Arbeiten gesprochen und schon einige ihrer Ausstellungen eröffnet. In einer meiner Eröffnungsreden habe ich behauptet, alle ihre Bilder seien religiöse Bilder.


Ich denke, diese Ausstellung hier bestätigt meine damalige Behauptung.


Wir finden hoffnungsfrohe Landschaften, in deren Farbräumen wir Licht erfahren können, das uns in eine andere Welt hineinführt.


Wir finden eine Welt mit Lichthäusern, in denen sich unsere Seelen geborgen fühlen können.