REDE 2003
Einführungsrede von Frau Prof. Dr. Roswitha Hirner anlässlich der Ausstellung am
13. April 2003 von Monika Leufen in der Teloy-Mühle, Kulturamt der Stadt Meerbusch.
Meine Damen und Herren,
diese Einladung zur heutigen Ausstellungseröffnung in Händen, fühle ich mich berechtigt, Ihnen nicht nur eine Einführung in die Arbeiten Monika Leufens zu geben, sondern Ihnen anhand ihres Werks die Malerin selbst vorzustellen.
Dass der Anlass zu dieser Ausstellung ein besonderer ist, verrät die „60“, mal eben so nebenbei ganz spontan unter das Wort „Werküberblick“ hingehuscht. Lapidar, ehrlich aber auch in Beiläufigkeit eine gewisse Bescheidenheit verratend.
Wort und Zahl - sie sind in drei Farbflecken hineingeschrieben, die trotz ihrer gestischen Zufällilgkeit etwas Festes, etwas Grundsätzliches aussagen. Es sind die Worte von Paul Klee, die er am 16.April 1914 in sein Tagebuch geschrieben hat, die diese Grundsätzliche auf den Punkt bringen und Wort für Wort auch für Monika Leufen gelten:
„Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer,ich weiß das. Das ist der glücklichen Stunden Sinn: ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler.“
Frau Leufen ist Malerin. Sie ist in der Farbe zu Hause. Sie denkt und fühlt in und mit der Farbe, deren ganzes Spektrum sie uns einladend in aller Knappheit vom Weiß des Papiers bis zum Schwarz der Buchstaben in den drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb andeutet.
Sie ist Malerin, und als solche schafft bzw. erschafft sie immer wieder neue Bilderwelten, die uns als Betrachter durch ihre leuchtende Farbigkeit fast magisch anzieht und uns auffordern, in sie einzutauchen. Es ist, wenn man sich träumend ihren Bildern hingibt, als schwebe man in die Farbräume hinein, als wäre man selbst so ein zeichenhaftes Gebilde, wie Frau Leufen sie quasi als Erinnerungsstücke an unsere reale Welt in ihre Bildwelten einfügt. Und sind unsere Sinne, ist unser Gemüt erst gefangen in der Farbenwelt, spüren wir mehr als dass wir sehen oder gar wissen, dass diese Bilder, in denen Licht und Farbe die herausragende Rolle spielen, noch etwas anderes sind als nur farbige Welten. Sie sind eine symbolhafte Interpretation dessen, was uns real umgibt und das uns die Bibel lehrt, als Gottes Schöpfung anzusehen.
Frau Leufen ist eine romantische Malerin. Romantisch in dem Sinne, dass sie uns in ihren Bildern von ihrer Sehnsucht nach einer heilen Welt spricht, dass sie uns die Vision der glücklichen Identität des Menschen mit der Natur aufzeigt. In einer Zeit der fortschreitenden Zerstörung unserer Umwelt sind die Bilder in ihrer positiven Farbigkeit einerseits Zeichen der Hoffnung, andererseits aber auch Mahnung, die Abhängigkeit des Menschen von ihm übergeordneten kosmologischen Zusammenhängen nicht zu vergessen. So ist gewiss auch das Memento Mori zu verstehen, das sie uns in dem 2.20 Meter hohen Bild aufzeigt, das aus Totenköpfen zu einem roten Himmel aufsteigt.
Frau Leufen ist eine leidenschaftliche, expressive Malerin. Wer einmal, wie ich, die Chance hatte, ihr beim Arbeiten zuzusehen, der weiß dass sie mit Leib und Seele malt und zeichnet: Wild und gestisch, aus der Motorik der Hand, besser des Arms, wird der Pinsel oder der Stift geführt. Linien, Formen, Strukturen quellen förmlich aus ihr heraus, wenn die Lust zum Schaffen sie überfällt oder sie ganz einfach in Stimmung ist. Dieses körperliche Eintauchen in ein Bild kann bei ihr so weit gehen, dass sie sogar auf den Pinsel verzichtet und die Farbe mit den Fingern auf den Malgrund bringt.
Die Lust am Malen - manchmal überfällt sie Frau Leufen in ganz ungeeigneten Momenten, in denen z.B. so grundlegende Materialien wie Leinwand oder Papier fehlen. Doch sie findet immer eine Lösung, seien es Holzlatten, die sie auf ihrer Reise in Polen bemalt hat, seien es Pizzakartons oder nur Kalenderblätter, die sie in ihrer kleinen Galerie Anfang der Neunziger Jahre vorfand und als Malgrund verwendete, als die Öffnungszeiten „absitzen“ musste.
Und eben diese Kalenderblätter zeigen noch eine weitere Facette der Arbeiten Frau Leufens auf: Leichtigkeit und Fröhlichkeit. Fast möchte ich diese Blätter Caprcci nennen, also Launen des Augenblicks, Einfälle, geboren aus spontanen Assoziationen. Wenn ihr Herz voll ist, strömt es aus ihm heraus, jeder Augenblick wird genutzt.
Paul Cèzanne hat dieses „Muss“, diesen inneren Zwang zu schaffen, einmal trefflich formuliert: Für einen Künstler zählen weder Ruhm noch Ehrgeiz. Er muss sein Werk tun, weil der liebe Gott es will. So wie ein Mandelbaum seine Blüten treibt.“